Face Nr. 64 Ana 20.10.2020

20.10.2020 / Kilchberg

Hatte ich die letzten Tage meistens ohne präzisen Plan meine Face-Hunting-Tätigkeit ausgeführt, so war ich heute wesentlich konkreter unterwegs. Es war klar wann und wo ich das heutige Face des Tages fotografieren würde. Nur ein kleines Detail war noch zu klären, nämlich wer das Face des Tages sein würde. Diese Tatsache minderte meine Vorfreude auf den Abend aber keineswegs. Gut eingepackt starte ich um 18.30 den Motor meiner Fat Bob und fuhr nach Kilchberg. Ich freute mich, bereits ein zweites Mal, bei einem Treffen der Biker Mile dabei zu sein. Unterwegs dachte ich noch, ob ich wohl der einzige auf dem Motorrad sein würde, da die Temperaturen doch einigermassen kalt waren. Vor dem Restaurant Mönchhof, sah ich aber, dass sich hier wirklich Biker trafen. Einige schöne Maschine standen in strenger Bikerordnung (d.h. wild verstreut) vor dem Restaurant. Ich ging ins Restaurant und wurde sofort auf meine fehlende Gesichtsbedeckung hingewiesen. Obwohl ich der Meinung bin, dass ich mein Gesicht noch zeigen darf, bedeckte ich es coronakonform. Ich betrat die Bar und sah eine grosse Anzahl Biker, die sich gemütlich bei einem Glas Wein oder einem Bier, unterhielten. Ich begrüsste die Gruppe und setze mich auf einen freien Platz. Mein Nachbar rechts war gerade dabei einen Weisswein zu bestellen. Er vermittelte mir den Eindruck, dass er davon etwas verstehen würde und so kam es zu meiner weltmännischen Bestellung. «Ich nehme gerne ein Glas vom selben Wein wie mein Freund hier.» Einige der Biker hatte ich zuvor noch nie gesehen. Somit war die Ausgangslage für mein Face des Tages natürlich gut. Zuerst wollte ich aber einfach meinen Wein geniessen und mich mit den Bikern unterhalten. Roland bedankte sich noch einmal für die Fotos, die ich beim letzten Treffen gemacht hatte und stellte mich noch einmal als Fotograf vor. Wer sich nun vorstellt, dass bei einem Bikertreff nur über Motoren und Motorradtouren gesprochen würde, täuscht sich gewaltig. Unsere Themen gingen von Kultur, Wirtschaft bis hin zu Feinschmeckermenus. Ich fühlte mich sehr wohl und genoss die Zusammenkunft dermassen, dass ich beinahe vergas, dass ich ja noch einen Job zu erledigen hatte. Ich hatte mir bereits ein Bikergesicht ausgesucht, aber dieses noch nicht angesprochen. Ich wollte gerade aufstehen, als eine junge, zierliche Kellnerin an mir vorbeiging. Es war eine sehr flüchtige Begegnung, doch hatte ich ihre wunderschönen Augen sofort erkannt. Ansonsten war das Gesicht eh mit einer Maske verdeckt. Sorry Biker du bist raus und sie ist drin, dachte ich. Ich stand auf und ging zur Kellnerin um ihr meine Absicht zu beichten. Als ich vor ihr stand, sagte ich ihr, dass ich ihre Augen gesehen hatte und sie deshalb einfach ansprechen musste. Natürlich war sie über meine direkte Gesprächseröffnung überrascht, wahrscheinlich fühlte sie sich aber auch ein wenig geschmeichelt. Das Gespräch war sehr angenehm und das Resultat sehr positiv. Ana gab mir ihr Einverständnis und so gingen wir in den leeren Eingangsbereich, um dort das Foto zu machen. Der Hintergrund gefiel mir sehr gut, noch besser gefiel mir aber, wie Ana in die Kamera blickte. Mit meinem Godox V1 lenkte ich zusätzliches Licht über die Betonwand zu ihr. Mit diesem Vorgehen beabsichtigte ich mehr Licht zu kriegen, ohne die vorhandene Lichtstimmung zu verändern. Die Aussage, dass ein Bild mehr sagt,  als 1000 Worte, traf auf das Foto das ich im Display sah absolut zu. Ich zeigte es Ana und ich konnte sehen, dass sie mit dem Resultat ebenfalls zufrieden war. Ich bedankte mich bei Ana und lief mit ihr wieder zu meinen Biker-Kollegen. Als ich mit Ana und meiner Kamera der Bikergruppe näherte, scherzte Roland: «es ist immer das Gleiche, die Fotografen schnappen sich immer die hübschen Frauen und verschwinden dann für sogenannte Shootings irgendwo hin.» Ich gab ihm recht und setzte mich zufrieden, um den Abend weiter zu geniessen. Vielen Dank Ana, dass du bei meinem Projekt dabei bist.  

Gert KraftKommentieren