Face Nr. 65 Arnold 21.10.2020
21.10.2020 / Rapperswil
Einmal mehr hatte ich mich entschlossen, aus dem reichhaltigen Sortiment an Faces von Rapperswil eines zu wählen. Das Riesenrad hatte ich bereits hinter mir gelassen und durchstreifte mein Jagdgebiet mit grosser Präzision. Warum ich an diesem Tag wenig motiviert war, endlos durch die Gassen und Strassen von Rapperswil zu gehen, weiss ich eigentlich nicht genau. Ich hörte aber auf dieses Gefühl und setzte mich auf die Steintreppe, die zum Schloss hinaufführte. Von dort aus konnte ich den Platz und die Passanten wunderbar beobachten und einfach warten, bis mein Face mir begegnen würde. Ich genoss einfach sitzend das Geschehen zu beobachten. Ich sah eine Frau mit einem mittelgrossen Hund auf mich zukommen, die das Klischee stärkten, dass Hund und Hundehalter sich oft gleichen. Ich liess die beiden aber passieren, da sie nicht meinem Beuteschema entsprachen. Da es relativ ruhig war und nur vereinzelte Passanten vorbeimarschierten, hatte ich die Gelegenheit gleichzeitig auch die Gäste der Strassenkaffees zu betrachten. Dabei fiel mir ein älterer Mann auf, der alleine einen Kaffee trank und ein wenig gedankenversunken in die Ferne blickte. Es war so beruhigend ihn zu beobachten. Er strahlte auf mich innere Zufriedenheit und Gelassenheit aus. Diese Wirkung war so gross, dass es für mich klar war, dass ich ihn fragen würde, ob ich ihn fotografieren dürfte. Ich musste mich zwingen ihn anzusprechen, denn ich wollte nicht einfach in seine Welt hineindrängen. Vorsichtig ging ich auf ihn zu und entschuldigte mich sofort für die Störung. Er blickte zu mir und war offen mir zuzuhören. Ich erklärte ihm, dass ich von seiner Ausstrahlung fasziniert sei und gerne ein Foto von ihm machen würde. Er meinte, dass dies schon ok sei, er aber nicht verstehen könne, warum ich ihn fotografieren wolle. Arnold war sehr grosszügig und liess es geschehen und wechselte sogar ein wenig seine Position, um noch besser auf dem Foto zu wirken. Ich versprach ihm, dass ich ihm das Foto ausdrucken und ihm nach Hause senden würde, denn ich war nicht sicher, dass die elektronischen Medien das richtige Transportmittel waren. Bereichert Arnold begegnet zu sein, bedankte ich mich noch einmal und verabschiedete mich von ihm. Vielen Dank Arnold, dass ich Sie Teil von meinem Projekt sind.