Face Nr. 62 Marlon 18.10.2020

18.10.2020 / Wesen

Ein wenig kühl, aber schön kam uns der heutige Sonntag entgegen. Daher hätte ich nicht gedacht, dass die geplante Ballonfahrt meines Freundes abgesagt würde. Ich hatte mich schon gefreut einige Fotos zu machen, wie sie abhoben und eventuell den Piloten als Face des Tages zu verewigen. Wie gesagt, die Ballonfahrt war abgesagt worden und somit musste ich mir einen neuen Plan ausdenken, wo ich mein Face des Tages finden könnte. Kurz entschlossen, schnappten Gaby und ich die Motorräder und fuhren nach Wesen. Während der Fahrt musste ich feststellen, dass die Ratschläge von Gaby, warme Kleidung zu tragen nicht falsch gewesen waren. Ich genoss die Fahrt, auch wenn es für mich doch eher frisch war. Aber das Ziel Wesen war ja nicht weit entfernt. Als wir die Motorräder parkierten, war ich in Gedanken bereits bei einem warmen Punsch in der Nähe eines wärmenden Lagerfeuers. Bevor wir aber etwas Warmes zu uns nehmen würden, liefen wir durch die kleine Seeanlage von Wesen. Viele Touristen und «Einheimische» genossen die Sonnenstrahlen. Die wenigen Bänke waren gut besetzt und beim Imbiss-Stand bildete sich eine beachtliche Warteschlange. In dieser befanden sich zwei Frauen, die meine Aufmerksamkeit weckten. Beide Frauen hatten lange Haare und mir gefiel der Glanz, der durch die Sonnenstrahlen erzeugt wurde. Ich zögerte und hatte den Eindruck, dass sie nicht angesprochen werden wollten. Sie waren in einer intensiven Diskussion mit ein paar Typen. Wir liefen weiter und mein Durchhaltewille, die Suche trotz der eisigen Temperaturen fortzusetzen , wurde nicht belohnt. Also war klar, dass wir uns erst mal für die waghalsige Fahrt «durch Schnee und Eis» belohnten und uns etwas Warmes gönnten. Und jetzt wird es schwierig zu verstehen, warum wir so gehandelt haben, wie wir gehandelt haben. Statt ins Innere des Restaurants zu gehen setzten wir uns im überdachten Teil des Aussenbereichs hin. Gut es gab noch zusätzliche Decken und so war es durchaus ok. Wir bestellten uns warme Pommes und kaltes Wasser. Die spinnen die Zwei? Die Sitzwahl hatte natürlich damit zu tun, dass ich weiterhin nach potentiellen Faces Ausschau halten wollte. Es ging auch gar nicht lange und ich entdeckte einen südländischen Typen, der einige Tischreihen entfernt, mit einer Frau ebenfalls Pommes ass. Sein Profil sah schon mal vielversprechend aus. Ich stand auf und lief ein paar Schritte Richtung Eingang, um von diesem Winkel sein Gesicht sehen zu können. Treffer, dachte ich. Jetzt keine Zeit verlieren. Ich lief zu den Beiden und entschuldigte mich für die Unterbrechung. So schön ich konnte, erklärte ich den beiden mein Projekt und Anliegen. Mein potentielles Face Marlon schaute mich nur mit grossen Augen an und seine Begleitung fing an zu lächeln. Sie erklärte mir, dass Marlon nur Spanisch spreche. Sie übersetzte dann meine Worte und Marlons Gesicht begann ebenfalls zu lächeln. Kurzum standen die Beiden auf und verliessen mit mir das Restaurant und überquerten die Strasse. Bei einer kleinen Brücke wies ich Marlon seinen Platz zu und setzte meineSpanischkenntnisse ein, um die Situation zusätzlich positiv zu beeinflussen. Mui bien, gracias etc. musste reichen. Und tatsächlich es reichte. Marlon fand das Ganze echt unterhaltsam und hatte wirklich Spass, sich von mir fotografieren zu lassen. Nach einem Kontrollblick auf dem Display wusste ich, dass ich mein Face gefunden hatte. Wir liefen zurück zum Restaurant. Ich bedankte mich bei den Beiden und verabschiedete mich. Die restlichen Pommes schmeckten jetzt noch besser. Vielen Dank Marlon, dass du bei meinem Projekt dabei bist. Muchas gracias.

Gert KraftKommentieren