Face 47 Nicole 3.10.2020
3.10.2020 / Wangs
Wie hat mich der Spruch genervt, wenn früher ältere Menschen zu mir sagten, wie schnell doch die Zeit vergehe und jetzt ertappe ich mich, dass ich oft auch solche Gedanken habe. Denn tatsächlich war es bereits wieder Samstag und viele Menschen mussten nicht arbeiten. Dies galt natürlich nicht für mich, denn mein Projekt machte keinen Unterschied, ob es Wochenende war oder ein normaler Arbeitstag. Natürlich sollte man meinen, dass es an einem Samstag besonders einfach ist, ein Foto zu machen, da die Leute garantiert entspannter sind. Doch wenn ich etwas in der Schule gelernt hatte, war es die Tatsache, dass 1 + 1 nicht immer 2 ergab. Mit anderen Worten; ich nahm meine Aufgabe sehr ernst und startete bereits um 8 Uhr im Einkaufszentrum, um dort noch „frische“ Verkäufer und Kunden zu erwischen. Tatsächlich war nur der Kaffee, den ich genüsslich trank, frisch. Die Leute schienen entweder eine kurze Nacht gehabt zu haben oder waren einfach nicht gut drauf. Als ich wenig später beim Kiosk vorbeilief, viel mir ein Typ mit markantem Gesicht und einigen Tattoos auf. Ich ging auf ihn zu und fragte ihn, ob ich ihn fotografieren dürfe. Sein Gesicht wirkte plötzlich eher bedrohlich und die Antwort war sehr klar NEIN. Ich entschloss ihn nicht bekehren zu wollen und hatte keine Lust mehr im Einkaufszentrum weiterzumachen. Also stieg ich ins Auto und fuhr bei strömendem Regen Richtung Wädenswil. In Richterswil parkierte ich das Auto beim Bahnhof und lief trotz fehlender Regenbekleidung zu einem Lastwagen. Dort hatte ich gesehen, dass ein Mann dabei war einen LKW zu beladen. Ich dachte, dass dabei auch ein tolles Gesicht eingefangen werden könnte. Als ich in der Nähe des Lastwagens war und ich schon gut durchnässt auf sein Gesicht hoffte, kam er einfach nicht mehr hervor. Scheinbar war er dabei, im Innern Ordnung zu machen. Für einen Samstag Morgen hatte ich genug. Durchnässt fuhr ich wieder nach Hause und entschied meine Jagd später wieder aufzunehmen. Beschäftigt verschiedene Dinge zu erledigen, realisierte erst am späten Nachmittag, dass ich mein Face noch nicht gefunden hatte. Ich traf eine mutige Entscheidung und beschloss auf Risiko zu gehen und mein Face beim Nachtessen in der Sonne zu finden. Wir hatten mit Freunden ein Treffen im Restaurant Sonne abgemacht und dort musste es einfach ein Face geben, das meinen Ansprüchen genügte. Mit der Vorfreude etwas Leckers zu essen, betraten wir das Restaurant und wurden beinahe gleichzeitig von einer sehr sympathischen, jungen Dame begrüsst. Nicole war unsere Gastgeberin und ihr Lachen und das Eingehen auf meine dummen Sprüche, wirkte wie wärmende Sonnenstrahlen. Ja wir waren wirklich im Restaurant Sonne angekommen. Als Nicole mir meinen Salat reichte, musste ich sie schon mal vorbereiten, dass ich sie fotografieren möchte. Es war eine Erleichterung, dass sich ihr freundliches Gesicht nicht veränderte. Sie meinte, ja warum nicht, coole Idee. Jetzt konnte ich mein Essen noch mehr geniessen. Nach dem Essen hatte ich mich kurz umgesehen, wo ich das Foto machen wollte. Das Konzept war einfach. Ich wollte auf einem Foto zwei Sonnen abbilden. So gingen wir nach draussen in die Dunkelheit. Wenn Nicole die Sonne war, war ich das Licht. Ich packte meine beiden Godox V1 aus und platzierte sie, so dass beide Sonnen sichtbar wurden. Nicole brauchte keine Anweisungen von mir, denn Sie war bereits in der richtigen Stimmung und wurde zusätzlich von Gästen, die hinausschauten, animiert. Was für eine Aufnahme gelang mir hier! Zwei Sonnen bei Nacht fotografieren, kann wirklich nicht jeder. Vielen Dank Nicole, dass du bei meinem Projekt dabei bist.